Adloff ist nicht nur Wortdichter. Er verdichtet Situationen, die nimmt er aus dem Leben und stellt sie nach seinem Poesiewillen so vor uns hin, dass sie leuchten. Der Autor geht nicht um den heißen Brei. Er lässt uns die Suppe löffeln. Er ist auf Wahrhaftigkeit aus. Er kommt um das genaue Detail nicht herum, auch nicht um das peinlich genaue. Sein Eigen-Sinn hat nichts von Narzißmus, nichts von Nabelschau, nichts von Selbstgenügsamkeit. Für den, der auf Veränderung aus ist, kann Selbstbescheidung nicht genügen. Der sein Eigen-Ich als Synonym nutzt für das Eigen-Ich von Zeitgenossen, darf sich mit Floskeln nicht begnügen. Das wirklich Eigenartige duldet keine Verstel-lung, darum auch sind die eigenartigen Gedichte höchst selten artig. Wort ist bei ihm nicht austauschbar. Es steht genau da, wo es hingehört. Er scheut weder Grobianisches noch den Spaß, der grausen macht. Der Ausdruck sitzt dem Sujet angemessen. Bei aller Vielfalt des Angebotenen — Adloffs Gedicht bleibt natürlich. Wie der Dichter: ohne Manier.
Jo Schulz