Anna Gantzel, Ãœt mien Denkelbok
Ein sylterfriesisches Sach- und Lesebuch
, Heft 6
2. Auflage, 127 Seiten,
zahlreiche Abbildungen, broschiert
Euro 7,95
ISBN 978-3-88042-227-8
Husum Verlag
Seit dem ,Söl'ring Leesbok' von Boy P. Möller von 1909 liegt mit Anna Gantzels ,Üt min Denkelbok' (Aus meinem Notizbuch) erstmals für Sylt wieder ein friesisches Lesebuch vor. Entstanden ist die Mehrzahl der hier zusammengestellten Lesestücke im Zusammenhang mit dem Friesischunterricht, den die Verfasserin in den fünfziger Jahren mit großem Erfolg mit damals noch friesischsprechenden Kindern in Keitum abhielt.
Im Gegensatz zu anderen Sylt-Büchern ist das Thema dieses Buches allerdings nicht die große Sylter Vergangenheit in Geschichte und Sage, sondern der schlichte Sylter Alltag und der häusliche Betrieb (dit daagligs Rail)in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts.
Es war das Bestreben Anna Gantzels als Zeitgenossin, die immer tatkräftig im Leben gestanden hat, die Verhältnisse auf der Insel aus eigenem Erleben so darzustellen, wie sie waren, und zwar ohne Verklärung der Vergangenheit.
So soll hier erst einmal alles dokumentiert werden, das Altfriesische Haus, wie es früher war, das Dorf Keitum, die Hungerjahre nach den Kriegen, die Kapitulation auf Sylt, der schwere Winter 1946/47 usw.
Zur Darstellung gehören allerdings nicht nur das Düstere und Beschwerliche, sondern auch die heitere Anteilnahme an den Menschen, der Humor, die Freude am Leben und an der damals noch unzerstörten Natur und ein Gottvertrauen, wie dies alles in den Gedichten zum Ausdruck kommt. Sie sagen wohl am meisten etwas über die Persönlichkeit der Verfasserin aus.
Von besonderer Bedeutung ist die Sprache der einzelnen Texte. Nicht nur, dass hier zahlreiche Wörter und Wendungen überhaupt zum ersten Mal im Druck erscheinen, in den Texten wird beispielgebend gezeigt, dass Friesisch auch ohne Anleihen bei deutschen schriftsprachlichen Vorbildern flüssig und verständlich geschrieben werden kann. Man begegnet hier noch einem unverfälschten Friesisch, das seine Grundlage ganz und gar in der gesprochenen, natürlichen Alltagssprache hat. So ist ,Üt min Denkelbok´ nicht nur ein Geschichts- und Kulturdokument, sondern für die Sprachwissenschaftler eine wichtige Quelle des echten Sylter Friesischen.
Das zeitgenössische Bildmaterial entstammt fast ausschließlich den privaten Sammlungen der Verfasserin.