Stifters "Bergkristall" ist die Geschichte von Konrad und Sanna, den Kindern eines reichen Schusters aus Gschaid, die sich in der Christnacht auf dem Heimweg von den Großeltern im dichten Schneetreiben auf den Gletscher nahe ihrem Heimatdorf verirren. Im ewigen Eis müssen sie eine ganze Nacht lang frieren, ehe sie von den fieberhaft suchenden Dorfbewohnern gefunden und gerettet werden. Diese Katastrophe bricht in die Enge des Gebirgstales als ein auf das Absolute hinweisendes Ereignis herein; die Kinder geraten genau am Heiligen Abend in die bedrohliche und gefährliche Zone des Gletschers, in die Zone des Todes, sie sind jedoch die ganze Zeit voller Zuversicht, dass sie den rechten Weg nach Hause finden werden. Und tatsächlich werden sie den Eltern und dem ganzen Dorf am Weihnachtstage wiedergeschenkt oder "neu geboren", was eine gewisse Parallelisierung zur Christgeburt nahelegt. Eine Erzählung, die uns über den tieferen Sinn des Weihnachtsfestes nachdenken lässt.